Erstmals in Österreich: Die Jahrestagung der Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik (GDCP) zum Thema „Naturwissenschaftliche Kompetenzen in der Gesellschaft von morgen“

09. September - 12. September 2019, Wien

Ein Bericht von Anja Lembens

 

Vom 09.-12. September 2019 fand in den Räumen der Universität Wien die Jahrestagung der Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik (GDCP) gemeinsam mit der Fachsektion Didaktik der Biologie (FDdB) des VBio statt (https://aecc.univie.ac.at/gdcp-fddb-2019/). Den AECCs Biologie, Chemie und Physik ist es gelungen, die Jahrestagungen der beiden größten und wichtigsten Fachgesellschaften im deutschsprachigen Raum erstmals nach Österreich zu holen.

Mit dem Thema „Naturwissenschaftliche Kompetenzen in der Gesellschaft von morgen“ bot die gemeinsame Tagung Zeit und Raum für einen interdisziplinären Austausch über Erkenntnisse, Erfahrungen und Ziele kompetenzorientierten Lehrens und Lernens. Dabei wurden von den rund 750 Teilnehmer*innen Lernende und Lehrende sowie Kompetenzmodelle, Kompetenzerfassung und die konkrete Umsetzung von Kompetenzorientierung im Unterricht in den Blick genommen, reflektiert und weiterentwickelt.

Zur Bedeutung des Tagungsthemas

Fridays for Future, Mikro- und Makroplastik selbst an entlegensten Stellen der Erde, steigender Meeresspiegel, Zunahme extremer Wetterphänomene, Antibiotikaresistenzen, Rückkehr der Masern, Wissenschaftsskepsis und Wissenschaftsgläubigkeit, Fake News und vieles mehr gehören mit zum Alltag unserer Zeit.

Zur Bewältigung der anstehenden regionalen und globalen Herausforderungen reicht Fachwissen auf Expert*innenebene bei weitem nicht aus – jeder einzelne Mensch ist gefordert, informiert und verantwortungsbewusst zu handeln. Die Fähigkeit und Bereitschaft des kritischen Denkens und des naturwissenschaftlichen Argumentierens sind bei all diesen Fragen von ganz zentraler Bedeutung. Es geht darum, sich zu fragen, „wie viel weiß ich und reicht dieses Wissen schon aus, um entsprechende Aussagen und Entscheidungen treffen zu können“. Wir müssen also das eigene und fremdes Wissen bewerten sowie kausale Zusammenhänge herstellen können, um dieses Wissen im richtigen Kontext anwenden und kompetent handeln zu können. 

Aber was bedeutet eigentlich „kompetent handeln“? Seit Deutschland, Österreich und die Schweiz nach 1995 an verschiedenen internationalen Schulleistungsstudien, wie z. B. TIMSS und PISA, teilgenommen haben, ist der Kompetenzbegriff in seinen vielen Varianten aus dem Bildungsmonitoring und der fachdidaktischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Kaum ein anderes Feld in der empirischen Sozialforschung hat in diesem Zusammenhang einen solchen Aufschwung genommen wie die empirische Bildungsforschung. Dies gilt auch und insbesondere für die Naturwissenschaftsdidaktiken.

Zur Vergewisserung darüber, was in unserem Kontext mit dem Begriff KOMPETENZ gemeint ist, soll auf die Definition von Weinert verweisen werden. Nach dieser Definition handelt es sich bei Kompetenzen um erlernbare, auf Wissen begründete Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, die eine erfolgreiche Bewältigung bestimmter Anforderungssituationen ermöglichen. 

Mit Einführung von Bildungsstandards im deutschsprachigen Raum in den letzten 10-15 Jahren wurden fachbezogene Kompetenzen festgeschrieben, die die Lernenden erwerben sollen und die mithilfe spezieller Testverfahren erfasst und analysiert werden können. Auf der Seite des Unterrichts bedeutet die Kompetenzorientierung eine Weiterentwicklung des reinen Wissenserwerbs hin zur Anwendung desselben.

Und damit wären wir wieder bei den eingangs aufgezählten Anforderungssituationen, die mithilfe von Kompetenz(en) erfolgreich bewältigt werden sollen. Diese Kompetenzen sind selbst im (eingeschränkten) Kontext der naturwissenschaftlichen Fächer äußerst vielfältig. Und es stellen sich nach wie vor zahlreiche Fragen in Bezug auf die Modellierung, Messbarkeit bzw. Erfassbarkeit von Kompetenzen. Auch bestehen nach wie vor Desiderate in Bezug auf wirksame Lernangebote, mit deren Hilfe notwendige Kompetenzen erworben und geübt werden können, damit Menschen sie in den verschiedenen und komplexen Anforderungssituationen auch wirklich nutzen.

Mit dem Thema „Naturwissenschaftliche Kompetenzen in der Gesellschaft von morgen“ hat die gemeinsame Tagung der Fachsektion Didaktik der Biologie und der Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik Zeit und Raum für einen interdisziplinären Austausch über Erkenntnisse, Erfahrungen und Ziele kompetenzorientierten Lehrens und Lernens geboten. Dabei wurden Lernende, Lehrende und Forschende sowie Kompetenzmodelle, Kompetenzerfassung und die konkrete Umsetzung von Kompetenzorientierung im Unterricht in den Blick genommen, reflektiert und weiterentwickelt.

Dank an alle engagierten Helfer*innen

Eine so große Tagung zu organisieren ist eine echte Herausforderung, die nur dank eines hochengagierten und ebenso kompetenten(!) Teams gemeistert werden konnte: Euch allen noch einmal ein herzlicher Dank!

Die Eröffnung und die Keynotes fanden im Großen Festsaal statt.

1416 Weingläser, 4200 Kaffeehäferl, 4500 Wasserbecher wurden organisiert, um die GDCP als "Green Meeting" abzuhalten.

Pro Kaffeepause wurden 90 Liter Teewasser und 120 Liter Kaffee getrunken - das macht insgesamt 42 kg Kaffeepulver und

1620 Teebeutel.