Prämierung der Dissertation von Dr. Philipp Spitzer

Wir gratulieren Dr. Philipp Spitzer sehr herzlich zur Verleihung des Studienpreises des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Titel der Dissertation: Untersuchungen zur Berufsorientierung als Baustein eines relevanten Chemieunterrichts im Vergleich zwischen Mittel- und Oberstufe sowie Darstellung des Chem-Trucking-Projekts als daraus abgeleitete Interventionsmaßnahme für den Chemieunterricht


In seiner Dissertation entwickelte Philipp Spitzer an der Universität Siegen das Unterrichtsprojekt 'Chemie-Trucking', ein Umweltlabor, mit dem Schulen im Rahmen von Projektwochen eigenständig umweltanalytische Messungen durchgeführen können. Die Dissertation wurde 2018 mit dem Studienpreis des Kreises Siegen-Wittgenstein prämiert. Dieser Preis wird für herausragende praxisorientierte wissenschaftliche Arbeiten im kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich vergeben.


Abstract der Dissertation

Wegen des schlechten Images der Chemie und der Naturwissenschaften im Allgemeinen sowie des drohenden Fachkräftemangels fordern viele Institutionen eine verstärkte Berufsorientierung in der naturwissenschaftlichen Schulbildung. Diese sollte beispielsweise authentischere Lernumgebungen und Partnerschaften zwischen Schule und Industrie beinhalten. Darüber hinaus sollen die Lernenden die Relevanz der Wissenschaft für ihren Alltag und ihr Leben erkennen. In diesem Zusammenhang weisen Stuckey, Hofstein, Mamlok-Naaman und Eilks (2013) in ihrem Relevanz-modell speziell auf die berufliche Dimension naturwissenschaftlicher Bildung hin.

Ausgehend von diesem Ansatz wurde in der vorliegenden Arbeit der Status quo der Berufsorientierung im Chemieunterricht sowie Einflussfaktoren auf eine chemiebezogene Berufsorientierung an einigen Schulen untersucht. Ergänzend wurden der Berufswahlprozess der Schüler/-innen und Erwartungen an eine chemiebezogene Berufsorientierung erfragt. Im Frühjahr 2015 wurden 1113 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht und elf (bzw. zehn an der Real-schule) verschiedener Schulformen in der Region Siegen in Deutschland befragt. Durch Faktorenanalyse und multiple lineare Regression wurde ein Modell für jede Jahrgangstufe berechnet, in dem die berufliche Orientierung der Schüler/-innen in Bezug auf Selbstkonzept, Self-to-Prototype-Matching und Image von Chemieunterricht und Wissenschaft aufeinander bezogen werden.

Aus den Ergebnissen der Befragung und dem beobachteten großen Einfluss des Images von Chemieunterricht und der Prototypeneinschätzung auf die chemiebezogene Berufsorientierung wurde ein Interventionsansatz entwickelt und erprobt. Das so genannte Chem-Trucking-Projekt beinhaltet ein mobiles Umweltlabor, mit dem es Schulklassen ermöglicht wird, chemische Analysen vor Ort zur Untersuchung realer und authentischer Probleme durchzuführen. Zur Evaluierung des mehrfach durchgeführten Projekts wurde eine Umfrage entwickelt und an einer kleinen Stichprobe von Projektteilnehmer/-innen getestet. Erste Ergebnisse zeigen einen positiven Ein-fluss des Projekts auf eine chemiebezogene Berufsorientierung.