Das 21. Fachdidaktiktreffen fand am 27. September 2022 im Rahmen der IMST Tagung mit dem Themenschwerpunkt „Wissenschaftskommunikation im Fokus schulischer Bildung“ in hybrider Form in Klagenfurt statt.
Der Wissenschaftler des Jahres 2022, Peter Klimek (Medizinische Universität Wien, Complexity Science Hub Vienna), zeigte in seinem Plenarvortrag anhand von Beispielen aus der Pandemiesituation „Die Komplexität in der Wissenschaftskommunikation“ auf. Für sehr kleine Systeme oder sehr große Systeme können gut Vorhersagen getroffen werden. Bei sehr kleinen Systemen mit einigen wenigen Komponenten bestehen große Chancen, die das System beschreibenden Gesetze zu erfassen, bei sehr großen Systemen (1028 Komponenten) greifen statistische Gesetzmäßigkeiten. Komplexe Systeme (z.B. Pandemiesituation) weisen viele interagierende Komponenten auf, weshalb daraus sehr unterschiedliche Prognosen resultieren. Klimek wies auch auf die unterschiedlichen Rollen von Wissenschaft und Politik hin. Wissenschaft liefert Evidenzen, auf deren Basis Politik Entscheidungen trifft, wobei es wichtig ist, dass Begründungen für diese Entscheidungen geliefert werden. Wünschenswert ist es für Klimek, dass Wissenschaftler:innen auch Tätigkeiten im Bereich der Wissenschaftskommunikation honoriert bekommen und diese nicht nur als Fleißaufgaben betrachtet werden.
Im Anschluss daran beschäftigten wir uns in der Fachgruppe Chemie mit dem Carbonfootbrick-Modell. Phillip Spitzer (Universität Graz) wählte für Überlegungen zu nachhaltigen Kaufentscheidungen den Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck und verdeutlichte diesen mit Bausteinen. Anhand von Produktkarten kann erarbeitet werden, welche Schritte im Lebenszyklus eines Produkts die Nachhaltigkeit beeinflussen und wie Konsument:innen mit ihrem Kaufverhalten Einfluss nehmen können. So kann z.B. beim Trinken von „Coffe-to-go“ der Kohlenstoffdioxidfußabdruck auf die Hälfte verringert werden, wenn auf die Mitnahme des Kunststoffdeckels verzichtet wird.
Doris Arztmann vom BMBWF stellte den seit diesem Schuljahr laufenden Schulversuch „MINT-Mittelschulen“ vor. Ziel ist es, neben Sport- und Musikmittelschulen in Zukunft diese weitere Sonderform zu etablieren. Im Zuge des Schulversuchs wird an 48 Standorten ein neu entwickelter Lehrplan erprobt, der in elf zusätzlichen Wochenstunden eine fachübergreifende Vertiefung und Erweiterung des MINT-Fächerbündels (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) im neu geschaffenen Unterrichtsgegenstand MINT vorsieht. Im Rahmen des Vorhabens werden Materialien gesammelt, evaluiert und weiterentwickelt bzw. erstellt. Weiters sind Begleitforschung und Evaluation des Schulversuchs vorgesehen.
Dr. Marvin Rost (AECC-Chemie, Uni Wien) berichtete gemeinsam mit dem Studierenden Alessandro Curti über Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Einsatz digitaler Medien im Chemieunterricht. Im Rahmen einer neuen Lehrveranstaltung wurden von Lehramtsstudierenden digital gestützte Lernaufgaben entwickelt und in einer Kooperationsschule erprobt. Bei der Lernaufgabe zum Thema „Mikroplastik“ entnahmen Schüler:innen vorgegebenen Quellen Informationen, um in der jeweiligen Gruppe ein gemeinsames digitales Projekt in Form einer PREZI-Präsentation zu erarbeiten. Eine Befragung der Studierenden ergab, dass es für die Lehrveranstaltung u.a. wichtig ist, die institutionenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität weiter auszubauen, um für die Studierenden eine bessere Kenntnis der Rahmenbedingungen und somit eine stärkere Vernetzung mit dem Berufsfeld zu ermöglichen.
Die nächste IMST-Tagung ist für den 25. und 26.9.2023 in Innsbruck geplant.