Ein Bericht von Philipp Spitzer
Den Auftakt des chemischen Teils der plusLUCIS-Fortbildungswoche 2019 bildete ein Vortrag über die Chemie des Wassers. Die neue physikalische Chemikerin an der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Ellen Backus, stellte ihre aktuelle Forschung zur Grenzflächenchemie und -physik des Wassers dar. Ihre Forschung liefert dabei wichtige Verstehensgrundlagen für eine Optimierung regenerativer Energiequellen. Sehr anschaulich präsentierte sie Einblicke in die genaue Reaktion von Wasser bei Einsatz von Titandioxid. In ihrem Vortrag wurde auch die große Interdisziplinarität des Forschungsgebiets deutlich und gleichzeitig konnte im Rahmen der Fortbildungswoche so eine gelungene Brücke zum physikalischen Teil der ersten Tage erfolgen.
Im Anschluss an den fachlichen Auftakt führte Univ.-Prof. Dr. Insa Melle von der Chemiedidaktik der TU Dortmund in die Erstellung inklusiver Lernmaterialien für den Chemieunterricht ein. Sie verdeutlichte dabei zunächst die zunehmende Wichtigkeit von Inklusion in der Gesellschaft und auch im Unterricht. Hierfür zog sie Parallelen zur Architektur und dem zunehmenden Abbau von Barrieren im Rahmen der Planung und Erneuerung von Gebäuden. Dabei zeigte sie auf, dass die Berücksichtigung inklusiver Elemente hier vielleicht zunächst einen Mehraufwand bedeuten kann, dieser jedoch durch eine vielseitigere Nutzung schnell relativiert wird. Die im Vortrag genannten Umsetzungsmöglichkeiten, auch mit Hilfe medialer und digitaler Unterstützung, konnten die TeilnehmerInnen des Workshops am Nachmittag ausführlicher kennenlernen. Im Workshop gab die Dozentin konkrete Anleitungen und Ideen für eine inklusivere Gestaltung von Lernmaterialien für den Chemieunterricht.
Der Vortragsteil am Vormittag wurde durch den Vortrag von Dr. Philipp Spitzer zu Stereotypen im Bereich der Chemie sowie dem Image von Chemie und Chemieunterricht abgeschlossen. Ausgehend von Wahrnehmung von Chemikerinnen und Chemikern durch Lernende wurde zunächst das Image der Chemie und der dort tätigen Personen beleuchtet und im zweiten Teil des Vortrags auf die Studien- und Berufswahl am Ende der Schulzeit bezogen. Ausgehend von dem erheblichen Einfluss dieser Imagefaktoren wurden die Notwendigkeit von realistischeren Berufs- und Personenbildern deutlich gemacht. Ein Beitrag hierzu kann der Kontakt zu Chemikerinnen und Chemikern leisten, durch den die Lernenden ein realistisches und nicht durch beispielsweise medial tradierte Stereotypen geprägtes Bild erhalten können.
Neben dem Workshop von Univ.-Prof. Dr. Insa Melle zur Gestaltung von Lehrmaterialen für einen inklusiven Chemieunterricht führte auch Dr. Kurt Haim von der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in das Experimentieren im Rahmen seines Konzepts des flex-Learning ein. Das Konzept soll Schülerinnen und Schüler zu mehr Kreativität im Chemieunterricht anregen und so zu einer Stärkung der Experimentierkompetenz beitragen. Dem bereits etablierten Projekt ging ein Workshop zu neu entwickelten Experimenten im Rahmen des Physikunterrichts im ersten Teil der Fortbildungswoche voraus.
Julian Küsel von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg gab in seinem Workshop am Nachmittag Einblicke in die Arbeit mit digitalen Lernvideos und dem Einsatz digitaler Medien im Chemieunterricht. Nach einer kurzen theoretischen Auseinandersetzung mit dem Themengebiet am Beispiel des eigenen Projekts „A Day of Noah“ hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit ein eigenes Lernvideo zu erstellen. Hierzu wurden sie zum Aufbau eines einfachen „Studios“ mit Hilfe technischer Geräte wie iPad und preisgünstig erhältlichen Lampen angeleitet. Mit Hilfe von aus farbigem Papier und unter Verwendung von Filzschreibern und Permanentmarkern hergestellten Materialien konnten erste Prototypen professionell wirkender Lernvideos für den eigenen Unterricht erstellt und gemeinsam reflektiert werden.