Dissertation

 

"Technik? Du als Mädchen?" Erklärungsansätze für die Entscheidung von Mädchen, eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung beim Übergang zur Sekundarstufe II zu wählen
Gerda Schneeberger

Geht man von der Annahme aus, dass es nicht unterschiedliche Begabungen sind, die zu einem wesentlich geringeren Anteil von Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Berufen und Ausbildungszweigen führen, so geht es darum zu klären welche Faktoren ausschlaggebend sind für die Entscheidung von Mädchen für eine auf Naturwissenschaft und Technik fokussierte Schulform. Gerade dieser Frage hat die Literatur bisher zu wenig Raum gegeben, und diese Lücke in der Forschung trachtet die Arbeit zu schließen, indem sie sich insbesondere den Schulwahlentscheidungen von Mädchen in ländlichen Regionen annimmt. Aufgearbeitet werden die unterschiedlichen Faktoren, die für die Schulwahlentscheidend sind, anhand eines Modells (aufbauend auf Überlegungen zu Interaktions- und Matching-Prozesse von Oechsle, Knauf et al. 2009), welches insbesondere auf Einflüsse aus dem privaten Umfeld (Peers und Familie), Einflüsse aus dem schulischen Umfeld (Kurse, Lehrkräfte und Unterricht) und Einflüsse aufgrund der selbstbezogenen Disposition (Technikverbindung, Noten und Selbstkompetenzerleben) abstellt.

Die anhand des Modells aufgestellten Hypothesen werden auf der Basis einer breiten empirischen Studie, durchgeführt mit 471 Schülerinnen und 525 Schülern am Ende der Sekundarstufe I (nach erfolgter Schulwahlentscheidung, aber noch vor Eintritt in die nachfolgende Schule um retrospektive Verzerrungen auszuschließen), überprüft, in der die Motive der Schüler/innen aus ihrer Perspektive ermittelt werden. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte mittels Bestimmung von Korrelation und t-Test mit Fokus auf Gruppenunterschiede zwischen Mädchen und Burschen, Mädchen mit positiver und negativer Entscheidung für naturwissenschaftliche Ausbildungszweige und Jugendlicher allgemein mit positiver und negativer Entscheidung für nawi-tech Schulformen.

Die daraus gewonnen Erkenntnisse geben wesentlichen Aufschluss darüber, welche Faktoren für den Bildungsweg von Frauen ausschlaggebend sind, auch im Unterschied zu Ausbildungsentscheidungen männlicher Schüler. Insbesondere zeigt sich, dass für Mädchen das schulische Umfeld und die selbstbezogene Disposition wesentlichere Kriterien für die Entscheidung darstellen, als Faktorenaus dem privaten Umfeld.