Dissertation

 

Concept Cartoons als Stimuli für Kleingruppendiskussionen im Chemieunterricht: Beschreibung und Analyse einer komplexen Lerngelegenheit
Rosina Steininger

Fach- und Argumentationskompetenz gelten als Voraussetzungen dafür, im Alltag verantwortungsbewusst Wahl- und Konsumentscheidungen treffen und aktiv am Diskurs über Fragestellungen mit naturwissenschaftlichen Aspekten teilnehmen zu können (OECD, 2016). Der Erwerb dieser Kompetenzen kann durch den Einsatz von Concept Cartoons im Naturwissenschaftsunterricht gefördert werden.

Lernen ist ein aktiver und sozialer Prozess, in dem Sprache und Emotionen eine zentrale Rolle spielen. Die Aufgabe, eine durch einen Concept Cartoon stimulierte Kleingruppendiskussion zu führen, stellt SchülerInnen nicht nur vor kognitive sondern auch vor affektive und soziale Herausforderungen, die in bisherigen Studien jedoch kaum Beachtung fanden.

Die vorliegende Dissertation geht den Fragen nach, wie SchülerInnen im Chemieunterricht während der durch Concept Cartoons stimulierten Kleingruppendiskussionen agieren und wie sie mit den Herausforderungen auf kognitiver, sozialer und affektiver Ebene umgehen. Die Datengrundlage bilden Transkripte von Audio-Video-Aufzeichnungen von sechs Kleingruppendiskussionen aus drei verschiedenen Klassen (und Schulen) der Sekundarstufe II. Als Stimulus für die Diskussionen kam ein Concept Cartoon zum Einsatz, der nach der Ursache der unterschiedlichen Eigenschaften von Diamant und Graphit, den allotropen Modifikationen des Kohlenstoffs, fragt. Die Auswertung der Daten erfolgte nach dem qualitativen Ansatz der konstruktivistischen Grounded Theory (Charmaz, 2006), um dem explorativen Charakter der Studie und der Komplexität der untersuchten sozialen Interaktionen Rechnung zu tragen. Das Ergebnis der Arbeit ist ein Phasenmodell zur Beschreibung und Analyse von Kleingruppendiskussionen im Naturwissenschaftsunterricht. Es veranschaulicht, wie kognitive, emotionale, motivationale und soziale Faktoren einander wechselseitig beeinflussen und sich auf die Qualität der fachlichen Klärung im Zuge der Diskussionen auswirken. Es zeigt auf, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit SchülerInnen bei dieser komplexen Lerngelegenheit einen konstruktiven fachlichen Diskurs führen und dadurch sowohl ihre Fach- und Argumentationskompetenz als auch ihr Verständnis von der Natur der Naturwissenschaften und ihre sozialen Kompetenzen erweitern können.